Geschichte von Mühlwald

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Urkundliche Erwähnung und Besiedlung
Der Name Mühlwald begegnet uns zum ersten Mal um 1160 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster „Sonnenburg“:
Die Brüder Otto und Konrad, Grafen von Valey aus Bayern, Schirmvögte von Brixen und Neustift, übergaben – laut Urkunde – der Äbtissin von Sonnenburg, Frau Beatrix „in Mullenwalt loca campestria et silvestria a Rochenwant usque Bucenbach“. Dies lässt vermuten, dass das Mühlwalder Tal vorher unwegsam gewesen war und dass die Besiedlung erst durch das Stift Sonnenburg vorangetrieben wurde.

Zugehörigkeit zum Stift Sonnenburg und Eingliederung in das Gericht Taufers
Jahrhundertelang besaß das mächtige Benediktinerinnenstift Sonnenburg in Mühlwald Grundherrschaftsrechte und übte somit auch die niedere Gerichtsbarkeit aus. Auch die Edlen von Taufers verfügten über Grundbesitz und hatten infolgedessen neben der niederen auch die hohe oder die Blutgerichtsbarkeit inne. Zwischen der Herrschaft Taufers bzw. der Tiroler Landesregierung als Rechtsnachfolgerin und dem Stift Sonnenburg kam es daher immer wieder zu Auseinandersetzungen. Die Befugnisse des Stiftes Sonnenburg wurden ständig geschmälert und erst im Jahr 1787 wurde die Mühlwalder Gerichtsbarkeit endgültig dem Gericht Taufers übertragen.

Die Einteilung in „Pimberche“
So wie die übrigen Gebiete in Taufers, war auch das heutige Gemeindegebiet von Mühlwald in sogenannte „Pimberche“ unterteilt; dies waren Dorfteile, die durch natürliche Grenzen (Hopfgartbach, Graben und Waldackerbach) voneinander getrennt waren und vermutlich auch eigene Verwaltungen hatten. Die erste Erwähnung eines solchen „Pimberchs“ begegnet uns im Jahre 1325 in einem Sonnenburger Urbar.

Politische Entwicklung
Jahrhundertelang waren Mühlwald und Lappach selbständige Gemeinden gewesen. 
Die Faschisten bildeten um 1928 aus dem Mühwalder Tal eine eigene Gemeinde mit einem „Podestà“ als Vorstand.
Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 (2. Weltkrieg) und dem Einmarsch der deutschen Truppen in Südtirol, wurde Vinzenz Knapp zum kommissarischen Bürgermeister ernannt; ihm folgte 1945 Josef Forer vom „Schörlechn“. Dieser wurde bei den ersten Gemeindewahlen 1947 zum ordentlichen Bürgermeister gewählt.

Bürgermeister der Gemeinde Mühlwald:

  • 1947 – 1956 Forer Josef
  • 1956 – 1964 Oberlechner Josef
  • 1964 – 1974 Aschbacher August
  • 1974 – 1985 Mair Friedrich
  • 1985 - 2010 Unterhofer Josef
  • ab 2010 Niederbrunner Paul

Katastrophen
In den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts forderte eine Pestepidemie im Tauferer Tal sehr viele Opfer. In Mühlwald kam sie jedoch nur bis zum Brugger Hof.
Ein schweres Schicksal traf das Dorf am 17.11.1707, als 10 Arbeiter aus Mühlwald in Neumarkt bei einer großen Überschwemmung ums Leben kamen.
Im Jahre 1816 fiel aufgrund von außergewöhnlicher Kälte die gesamte Getreideernte aus. Dies führte zu großer Not und Teuerung.
Übermäßig starke Schneefälle in den Jahren 1917 und 1951 führten zu gefährlichen Lawinenabgängen, die das ganze Tal in einen wochenlangen Ausnahmezustand versetzten.
Blutende Wunden hinterließ auch der 1. Weltkrieg, bei dem Mühlwald 40 Gefallene zu beklagen hatte.

DIE ST. GERTRAUDSKIRCHE

Urkundliche Erwähnung
Von einer Kirche in Mühlwald ist in einem Sonnenburger Urbar im Jahre 1383 das erste Mal die Rede.
Bis 1660 wurde das Mühlwalder Tal seelsorglich von der Urpfarre Taufers aus betreut. Die ständig wachsende Bevölkerung und die weite Entfernung führten im Jahre 1660 zur Anstellung eines eigenen Priesters. 1670 wurde Mühwald zur Kuratie erhoben; als Grenze galt der „Hopfgart-Bach“. 1724 wurde auch Lappach zur Kuratie erhoben. Außermühlwald blieb bis zum Jahre 1995 bei der Pfarre Taufers.

Baugeschichte
Die erste Gertraudskirche war sehr klein, daher wurde in den Jahren 1831 – 1834 das heutige Gotteshaus gebaut. Nur der spätgotische Turm wurde beibehalten. Die Kirche wurde 1838 durch den Weihbischof Georg Prünster von Feldkirch eingeweiht.
Der Hochaltar ist der Hl. Gertraud geweiht; das Altarbild stellt die Einkleidung der Hl. Gertraud zur Nonne dar und wurde von Cosroe Dusi aus Venedig gemalt. Die Seitenaltäre sind der Gottesmutter und dem Hl. Antonius geweiht (Bilder von Franz Hellweger aus St. Lorenzen).
Das große Kruzifix fertige 1856 Franz X. Pendl aus Meran an. Die Orgel wurde 1868 von Franz Weber aus Oberperfuß gebaut. Die Kuppelgemälde und die kleinen Zwickelbilder stammen von Heinrich Kluibenschädel (1893). Die Lourdesgrotte neben der Kirche ist neugotisch (1898).
Am 24.08.1900 wurden vier neue Glocken eingeweiht; die größte (1960 kg) war von 28 Männern von Mühlen von einem Schlitten nach Mühwald gezogen worden. Leider mussten sie – wie die meisten Glocken des Landes – im Kriegsjahre 1915 zum Einschmelzen freigegeben werden. 1922 wurden die heutigen Glocken als Ersatz geliefert.
Im Jahre 1912 wurde in der St. Gertraudskirche das elektrische Licht installiert, 1964 das elektrische Geläute im Jahre und 1972 die Zentralheizung.